50 Jahre Waterloo – ESC 1974 (Tipp 4/24)
Am 6. April 1974 gewann die schwedische Popgruppe ABBA (Bild links: ABBA im Jahr 1974, Quelle: Wikimedia/AVRO – Bild rechts: Karikatur von Ian Baker, Quelle: Wikimedia/Toonpool) im englischen Seebad Brigthon den 19. Eurovision Song Contest mit dem Titel Waterloo und startete mit diesem Sieg in eine internationale Karriere. Waterloo (mit als Napoleon verkleidetem Dirigenten) erhielt 24 Punkte und siegte vor Italiens Si, gesungen von Gigliola Cinquetti, die 18 Punkte erhielt. Der ESC wurde jedoch in Italien erst mit fünfwöchiger Verzögerung gesendet, da in Italien für den 12.5.1974 ein Referendum über die Zulassung der Ehescheidung anberaumt war und man eine Beeinflussung durch den Beitrag ‚Si‘ (Ja) vermeiden wollte. Erstmals wurde beim ESC ein Titel von Ralph Siegel aufgeführt, und zwar das Lied Bye, bye, I Love You, gesungen von Ireen Sheer, die für Luxemburg den 4. Platz erreichte. Das für Deutschland startende Duo Cindy & Bert mit dem Titel Die Sommermelodie (Komponist: Werner Scharfenberger) musste sich – obwohl Lied und Auftritt m.E. gar nicht so schlecht waren – mit dem letzten Platz begnügen, aber das kennen wir ja von den letzten ESC-Jahren.
In der schwedischen Vorentscheidung (Melodifestivalen) setzte sich ABBA am 9.2.1974 mit Waterloo deutlich gegen den Zweitplatzierten, nämlich Lasse Berghagen mit Min kärlekssång till dig durch. Das durchaus ganz nette Lied im Country-Style hätte sicher nicht das Potential für einen ESC-Sieg gehabt. ABBA hat seinen Siegerhit übrigens in insgesamt vier Sprachen aufgeführt, neben Schwedisch und Englisch auch in Französisch und Deutsch. Den Text für die deutsche Waterloo-Version lieferte Gerd Müller-Schwanke (auch bekannt als Schlagersänger Mon Thys). In Deutschland fand die englische Waterloo-Version übrigens 1974 auch Verwendung als Titelmusik in der Filmkomödie Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler.
Neben Lied bzw. Single mit dem Namen Waterloo existiert auch noch ein gleichnamiges Album, über das Ken Barnes 1974 im Rolling Stone Magazin schreibt: „Mit ihren prägnanten und temporeichen Pop-Nummern liegen ABBA viel näher beim eigentlichen Rock’n’Roll als viele dieser übersteigerten Gitarrenkanonen oder diese seelenguten Gruppierungen, die den verwirrten Massen kosmo-dynamische Erleuchtung bringen wollen.“